Da bin ich wieder; diesmal wieder mit einer neuen Stadt. Die letzten Tage war ich in 广州 (Guangzhou; auch als Kanton bekannt), eine Stadt im Süden der Volksrepublik, ungefähr zwei Stunden von Hong Kong entfernt.

Montag bin ich gegen Mittag hier angekommen und habe mich von dem Taxi ins Hotel fahren lassen. Dieses schien mir in der App eine recht gute Lage zu haben und war nicht so teuer. Vor Ort habe ich dann aber gesehen, dass es zwar wirklich nicht allzu weit vom Stadtzentrum entfernt liegt. Allerdings war die Gegend etwas runtergekommen. Das Hotel war auch nicht das Beste. Besonders nervig sollte die nächsten Tage sein, dass die Zimmertür quasi überhaupt keinen Schallschutz bot und ich daher immer mit Ohrstöpseln schlafen musste (gut, dass ich sie eingepackt habe). Aber es sollte ausreichend sein für die paar Tage hier. Und so viel vorweg: ich habe es überlebt.

Nachdem ich also mein Zeug abgelegt habe wollte ich erstmal zu Mittag essen. Glücklicherweise gibt es in Guangzhou vergleichsweise viele vegane Restaurants. Das erste, dass ich angesteuert habe, war nur zwei Metrostationen entfernt. Dort angekommen wurde ich etwas überrascht. Es handelte sich nämlich nicht um ein Restaurant im eigentlichen Sinne. Es war eher ein sehr kleines Teehaus, in welches mich die zwei Damen, die dort arbeiteten, herein gewunken haben. Dort haben sie mir Tee gemacht und sich sehr ausgiebig mit mir überhalten. Dabei haben wir auch noch zusammen gegessen. Das war eine tolle Erfahrung, bei der ich insbesondere auch noch etwas mein Chinesisch verbessern konnte.

Nach etwa zwei Stunden habe ich mich dann wieder auf den Weg gemacht, um noch etwas von der Stadt zu sehen.  Zu Fuß ging es in einen nahegelegenen Tempel. Im Restaurant haben sie mir vorher auch ein wenig über dessen Geschichte erzählt. Dort angekommen fand ich vor allem die Pagode sehr schön. Mit dem Rest konnte ich aber nicht sehr viel anfangen. Die meisten sind hier nämlich eher aus religiösen Gründen hergekommen.

Ich bin daher recht schnell wieder weiter gegangen. Im Zentrum gibt es die Peking-Straße, eine große Straße, in der es sehr viel zu schoppen gibt; entsprechend viele Menschen gab es dort auch. Nachdem ich dort etwas rumgeschlendert bin, habe ich mir überlegt, wo ich zum Abendessen hinwollte. Es gab meiner App für vegane Restaurants so viele Angebote, dass ich mich nur schwer entscheiden konnte. Letztlich bin ich in ein größeres Gebäude in traditionellem Stil gegangen, an dem ich vorher auch schon vorbeigegangen bin. Darin gab es ein sehr großes Buffett mit vegetarischen Speisen (alles, was nicht vegan war, wurde extra markiert). Das war sehr lecker, wenngleich es relativ teuer war. Nach dem Essen bin ich glücklich wieder zurück ins Hotel.

Am nächsten Tag bin ich erst zum Mittag aus dem Hotel raus, denn ich hatte einen anstrengenden Tag vor mir. Nach dem ich in einem kleinen Nudel-Laden Mittag gessen habe bin ich als erstes in die Sun-Yatsen-Gedächtnisshalle (中山孙纪念堂). Sun Yatsen hat 1912 die Letzte Dynastie (die Qing) beendet und die Republik China gegründet. Er war dabei auch Übergangspräsident. Durch diese Errungenschaft wird er als „Vater der Nation“ sowohl in China als auch in Taiwan verehrt. Die Gedächtnishalle war ganz in Ordnung, aber viel Spannendes gab es in ihrem Inneren leider nicht zu sehen.

Als nächstes wolle ich mir den größten Park von Guangzhou ansehen, den 越秀公园 (Yuexiu-Park). In diesem konnte man auch die alte Stadtmauer sehen. Leider waren die Wege in dem Park ganz schön verwinkelt, sodass man relativ häufig hin und her laufen musste. Ansonsten war es aber ganz schön, etwas im Schatten und Grünen laufen zu können. Nach mehreren Stunden bin ich dann an einem Ausgang angekommen, sodass ich dann Schluss gemacht habe mit dem Park. Es hätte zwar noch einen anderen Teil zu sehen gegeben, aber das hätte noch viel mehr Laufen bedeutet. Daher bin ich lieber wo anders hin.

Mein Plan war, am Abend auf den Guangzhou-Tower zu fahren, das Wahrzeichen von Guangzhou. Allerdings hätte ich nur noch Tickets für 20 Uhr buchen können. Das war mir zu spät. Daher habe ich lieber eines für Mittwoch 18 Uhr gebucht. Das lest ihr also weiter unten. Ich bin dann noch etwas in der Gegend rumgelaufen und habe ein sehr schönes Restaurant aufgesucht. In einer Filiale dieser Kette war ich auch beim letzten Mal schon in Suzhou. Allerdings war der Andrang sehr groß, sodass ich erstmal eine Wartenummer ziehen musste. Nach ungefähr einer Stunde konnte ich dann essen. Es hat sich aber gelohnt. Das Essen war sehr lecker. Es gab vegane Dumplings, Nuggets und Dan-Dan-Nudeln. Anschließend war es schon spät, sodass ich den einfachen Weg gewählt habe, mich mit dem Taxi ins Hotel fahren zu lassen.

Mittwoch war mein letzter voller Tag in Guangzhou. Nach dem Aufstehen bin ich den 陈家祠 (Tempel der Chen Familie) gefahren. Eigentlich waren alle Tickets für den Tag schon ausverkauft, aber ich hatte Glück, dass gerade noch eines online verfügbar geworden ist. Mit diesem bin ich dann also rein. Drinnen gab es vor allem sehr viele schöne Verzierungen der Wände und Dächer zu sehen. Es gab auch eine Ausstellung von sehr schönen Holz-Schnitzereien. Und im Garten gab es auch ein paar Bonsais zu sehen. Lange bin ich aber nicht geblieben.

Um mich zu verabschieden bin ich anschließend nochmal in das Restaurant vom ersten Tag gefahren und habe dort wieder eine sehr schöne Zeit verbracht. Die jüngere Bedienung, mit der ich letztes Mal viel geredet habe, war diesmal leider nicht da. Stattdessen waren diesmal aber einige andere Gäste da, mit denen ich mich ausgiebig unterhalten habe. Zum Essen haben wir dann von einem Restaurant nebenan ein bekanntes Gericht aus Guangzhou besorgt, einen Topf mit Gemüse und Tofu. Es war sehr lecker und die anderen haben mich auch eingeladen. Dabei haben wir auch noch ein Foto gemeinsam gemacht.

Nach dem Essen musste ich aber auch langsam wieder los. Ich wollte nämlich noch nach 芳村 (Fangcun), ein bekannter und großer Tee-Markt. Dort angekommen war ich aber etwas überrascht, dass dort kaum ein Mensch unterwegs war. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die anderen alle arbeiten müssen und keine Zeit haben, um Tee zu kaufen. Es gab sehr viele Läden, sodass die Wahl gar nicht so leicht fiel. Ich bin also erstmal etwas rumgelaufen, bis mich eine ältere Dame in ihren Laden gerufen hat. Dort hat mich ein junger Mann bedient und mir zwei schwarze Tees zur Probe angeboten. Sein Sohn saß auch daneben und hat eine Kinderserie gesehen. Die Tees waren sehr lecker, sodass ich direkt beide mitgenommen habe. Für jeweils 125 g habe ich insgesamt gut 10 € bezahlt, ein guter Preis. Ich bin dann auch noch etwas weitergeschlendert und habe noch ein paar Läden mit Porzellan gesehen. In einem habe ich noch eine passende Kanne für meinen neuen Tee gekauft und in einem anderen noch eine Tee-Nadel. So eine benutzt man, um Tee zu zerteilen, der nicht als einzelne Blätter, sondern als gepresster Kuchen verkauft wird.

Mit dieser Ausbeute im Gepäck bin ich nochmal ins Restaurant vom letzten Abend gefahren und habe mir ordentlich den Bauch vollgeschlagen. Ich habe sogar noch ein kostenloses Dessert bekommen. Anschließend war ich 18 Uhr am Guangzhou-Tower. Dort musste ich drei Mal anstehen, bis ich 19 Uhr endlich im Aufzug war. Dieser brauchte uns in 90 Sekunden auf die 450 m hohe Aussichtsplattform. Dort hatte man eine gute Aussicht auf die Stadt, die einem zu Füßen liegt. Dort oben gibt es auch Glaskugeln, in denen man auf dem Rand der Aussichtsplattform entlangfahren kann, um einen noch besseren Ausblick zu haben. Leider versperren sie einem damit auch ganz schön die Aussicht. Es gibt zwar noch eine höhere Aussichtsplattform auf 488 m, allerdings hatte ich für diese kein Ticket. Ich bin daher die Treppe drei Stockwerke nach unten gegangen. Dort konnte ich durch das Glas immerhin noch ein paar bessere Fotos von der Stadt machen. Anschließend hieß es erneut am Aufzug warten, sodass ich ungefähr 20 Uhr wieder unten war. Dort habe ich noch ein Foto vom Turm bei Nach gemacht und habe mich anschließend vom Taxi zurück ins Hotel fahren lassen.

Im Hotel angekommen war ich sehr erschöpft und habe schonmal alle meine Sachen zusammengepackt. Am nächsten Morgen bin ich nochmal in den Nudel-Laden von Dienstag und habe extra zwei Portionen gegessen. Dann musste ich recht lange auf das Taxi zum Bahnhof warten. Nachdem ich aber ganz schön gesprintet bin, bin ich zum Glück noch rechtzeitig in meinen Zug gekommen. Sechs Stunde fährt mein Zug nach 张家界(Zhangjiajie), ein kleiner Ort in den Bergen. Von dort aus werde ich eine sehr schöne Gegen erkunden. Ich hoffe, euch dann beim nächsten Mal sehr schöne Bilder präsentieren zu können. Dies setzt aber voraus, dass das Wetter mitspielt. Bis dahin!

Fazit

In Guangzhou hatte ich eine sehr schöne und verhältnismäßig entspannte Zeit. Das liegt vor allem an den netten Menschen, die ich hier kennenlernen durfte. Auch das große Angebot an veganen Restaurants hat mich positiv überrascht. Es gäbe zwar nicht unbedingt viel, was ich hier nochmal besuchen würde, allerdings würde ich es beim nächsten Mal vielleicht auch wieder als kurzen Zwischenstopp auf meinen Reisen in Festlandchina nutzen.