Willkommen zurück bei einer neuen Ausgabe meines Reiseberichts. Diesmal war ich in 深圳 (Shenzhen), eine Stadt unweit von Hong Kong, die besonders für ihren technischen Fortschritt bekannt ist.

Anfangen muss ich meinen Bericht aber mit einer negativen Erfahrung, die ich machen musste. Wie beim letzten Mal habe ich mir für China eine eSIM gekauft, damit ich bei meiner Ankunft Internet habe. Als ich am Donnerstag aber in Shenzhen angekommen bin, hat sie anders als beim letzten Mal aber ohne erkennbaren Grund nicht funktioniert. Daher stand ich nachts in der Metrostration und hatte kein Internet. Internet ist in China aber quasi für ALLES erforderlich. Da man nur mit dem Handy bezahlen kann, konnte ich so auch kein Ticket für die Bahn zum Hotel kaufen können; gleiches hätte für das Taxi gegolten. Es gab zwar WLAN, allerdings kann man sich in dieses nur einloggen, wenn man eine Telefonnummer hinterlegt. Ich habe daher einen der Sicherheitsleute mein Problem geschildert, sodass er mir einen Hotspot gegeben, damit ich ein Ticket kaufen konnte. Anschließend musste ich aber auch noch ein Stück laufen, konnte aber den Weg nicht finden. Ich habe daher eine Frau gefragt, ob sie mir helfen könnte. Sie hat mir dann auch einen Hotspot gegeben, damit ich den Weg finden konnte und ist sogar ein Stück mit mir mitgekommen. Dann bin ich kurz vor Mitternacht endlich im Hotel angekommen.  Das Hotelzimmer war nicht besonders schön, aber immerhin ohne lebende Dinge. Das war also schonmal ein Upgrade verglichen zum ersten Hotel beim letzten Mal.

Am nächsten Morgen hat die eSIM plötzlich funktioniert; keine Ahnung woran es lag. Aber egal. Freitag sollte ein sehr viel besserer Tag werden, denn ich war mit Lily verabredet, die ich beim letzten Mal in Chongqing kennengelernt habe. Wir haben uns am Hotel getroffen und ein paar Geschenke füreinander ausgetauscht. Sie hat mit wirklich sehr süße Teedosen geschenkt. Danach wollte sie mir eigentlich helfen eine echte chinesische SIM-Karte zu arrangieren. Allerdings war der Laden wegen der Feiertage geschlossen. Daher sind wir direkt mit der Metro zu unserem ersten Ausflugsziel gefahren. Dabei gab es noch ein kleines Problem, dass ich immer noch nicht bezahlen konnte. Da hatte ich erst Angst, dass es auch an der eSIM liegt und ich dann die nächsten Tage überhaupt nichts bezahlen könnte, bis die Läden wieder aufhaben und ich eine neue kaufen könnte. Später habe ich entdeckt, dass es nur daran lag, dass ich die Ortungsdienste deaktiviert hatte. Danach hat es alles geklappt. Damit waren die großen Probleme erstmal gelöst. Ich schätze, dass der erste Tag in Festlandchina immer erstmal etwas überfordernd ist.

Gemeinsam sind wir dann in einen botanischen Park gefahren. Dort sind wir mit einem Bus zu einem Tempel gefahren und haben uns dort umgesehen, Räucherstäbchen abgebrannt und Neujahreswünsche geäußert. Dort war es ganz ok, aber nichts Besonderes.

Danach sollte es zu einem Berg gehen, auf den wir gemeinsam wandern wollten. Dort in der Nähe gab es auch ein veganes Restaurant, in dem wir eigentlich essen wollten. Da der Taxifahrer sich aber verfahren hatte, sind wir so spät gekommen, dass es kein Essen mehr gab. Daher gab es nur ein paar Kekse, Nüsse und Tee. Das war sehr schade; vor allem, da ich auch kein Frühstück hatte. Mit leerem Magen begannen wir also 15:30 Uhr unseren Aufstieg. Dabei haben uns sehr schön unterhalten, über alle möglichen Dinge. Dabei habe ich auch gemerkt, dass sich mein Chinesisch deutlich verbessert hat. So merkt man doch mal, dass sich das ganze Lernen auszahlt. Nach ungefähr 5,5 km und 1,5 Stunden später haben wir fast die Spitze erreicht. Dort gab es eine kleine Pagode, von der aus wir einen sehr guten Ausblick hatten. Für den restlichen Weg haben wir gerade noch einen Bus erwischt. Der Weg war aber auch nicht mehr so weit. Dort gab es einen Fernsehturm, an den man aber nicht weiter rangekommen ist.

Der wirklich schwierige Teil sollte aber erst kommen. Denn auf den Aufstieg folgt bekanntlich der Abstieg. Dieser führte über eine sehr steile Treppe von 3 km Länge. Hierfür haben wir nochmal eine Stunde gebraucht. Dabei sind uns die Beine mit der Zeit ziemlich weich geworden und wir mussten gut aufpassen, nicht zu stolpern. Dafür haben sich unterwegs aber auch sehr schöne Anblicke geboten. Mit der einsetzenden Abenddämmerung sind wir dann kurz vor 19 Uhr unten angekommen.

Wir waren extrem erschöpft. Daher wollten wir dann natürlich zu Abend essen. Das erste vegane Restaurant, das wir angesteuert haben, hatte leider geschlossen. Daher haben wir alle anderen Restaurants in der Nähe angerufen, allerdings waren sie auch alle geschlossen. Nur das Restaurant, in dem wir schon zuvor zum Tee waren, hatte geöffnet, sodass wir dorthin gefahren sind. Wir haben uns ordentlich den Bauch vollgeschlagen und das war bitter nötig. Es war sehr lecker und obwohl wir recht viel gegessen haben, habe ich nur gut 30 € für uns beide bezahlt.

Anschließend sind wir noch in mein Hotel gefahren, wo Lily ihre Sachen abgeholt hat und dann schnell zum Bahnhof ist, um nachhause zu fahren. Ich habe diesen Tag sehr genossen und habe ich nach der vorherigen Nacht auch gebraucht. Danach habe ich geschlafen wie ein Stein.

Am nächsten Tag habe ich meine Sachen gepackt und wollte nochmal in ein etwas besser gelegenes und vor allem schöneres Hotel umziehen. Unterwegs habe ich dann doch auch noch einen Telefon-Laden gefunden, wo ich eine neue SIM-Karte bekommen habe. Das Ganze hat aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten aber recht lang gedauert. Die ganzen mobilfunkbezogenen Begriffe fehlen noch in meinem Vokabular. Zwischenzeitlich hat sie mir auch angeboten, dass ich für 72 Monate im Voraus knapp 200 € zahlen könnte. Das war natürlich nicht das, was ich wollte. Am Ende hat sie mehrere Versuche gebraucht und ich muss auch mindestens 10 Mal irgendwas unterschreiben. Sie hat mir dann aber noch die SIM-Karten mitgegeben, mit denen sie es vorher versucht hat. Sie meinte, die haben ein bisschen Datenvolumen und ich könne sie noch benutzen.

Im anderen Hotel angekommen war das Zimmer leider noch nicht fertig. Daher habe ich meine Sachen abgestellt und bin in ein nahegelegenes Einkaufszentrum gefahren. Lily hat mir dort ein veganes Restaurant rausgesucht, das anders als die meisten anderen offen hatte. Auch das Buffett-Restaurant, in das ich eigentlich wollte, hatte geschlossen. Das Restaurant hatte aber auch sehr leckeres Essen. Anschließend habe ich die Metrostation gesucht und dabei eine Entdeckung gemacht: In Shenzhen gibt es Essenslieferung per Drohne. Davon habe ich, als ich noch in Deutschland war, schon Videos gesehen. In dem Einkaufszentrum habe nun entdeckt, wie sie die Drohnen beladen und wegschicken. Am nächsten Tag wollte ich das unbedingt ausprobieren. Dazu später mehr.

Danach bin ich wieder ins Hotel und wollte mich den Rest des Tages ausruhen, nachdem ich mich gestern so verausgabt habe. Da mein Zimmer immer noch nicht fertig war, habe ich kostenlos ein Upgrade zu einem Loft bekommen. Mein Zimmer hatte also zwei Stockwerke, wie ich das auch in Peking schon hatte. Danach war ich nur noch weg, um Abend zu essen und habe danach noch Wäsche gewaschen. Das wars für diesen Tag.

Sonntag bin ich nach dem Aufstehen ins Stadtzentrum gefahren. Ich hätte eigentlich gedacht, dass man dort mehr Imposanz sieht, aber dies war nicht der Fall. Ich bin daher recht schnell weiter in Richtung des großen Parks im Zentrum gelaufen. In diesem Park gab es nämlich eine der Stationen, wo man sich Essen per Drohne liefern lassen kann. Meine Recherche hat dazu folgendes ergeben: Dieser Park liegt unmittelbar neben dem Einkaufszentrum, in dem ich gestern war. Die Essenslieferungen im Park sind immer etwas problematisch gewesen, da es nicht so viele Plätze zum Parken gibt und es nicht so einfach war, die Leute dort zu finden. Daher wurde dort die Essenslieferung per Drohne eingeführt (daneben auch noch an ein paar anderen Orten). Ich ging also zu der Station. Dort musste ich den QR-Code scannen und habe dann zwei Eistees bestellt (zu essen gab es nichts für mich), um auf den Mindestbestellwert von ungefähr 4 € zu kommen. Dann hat es etwa 20 Minuten gedauert, bis die Drohne angeflogen kam. Diese hat dann ihr Paket in der Station abgelegt. Anschließend musste ich nur noch einen Code eingeben, und meine Lieferung wurde ausgegeben. Zum Schluss sollte man noch die Umverpackung zusammenfalten und zur Wiederverwendung in eine dafür vorgesehen Box werfen. Insgesamt war es eine ziemlich coole Erfahrung und ich denke, dass sowas durchaus Zukunft haben kann. Warum nicht auch auf der Peißnitz in Halle?

Nach diesem Erlebnis bin ich mit meinen neuen Getränken weiter durch den Park gelaufen. Dabei bin ich auf eine Dame gestoßen, die eine Karaoke-Station aufgebaut hat. Gerade haben zwei ältere Frauen dort 月亮代表我的心 (Der Mond repräsentiert mein Herz) gesungen. Nachdem ich mitgesungen habe, hat mich die Betreiberin gefragt, ob ich nicht auch ein paar Lieder singen wolle. Es koste nur gut einen Euro. Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt und habe drei chinesische Lieder gesungen. Vor allem beim ersten kamen alle Chines:innen in der Nähe heran, um Videos von mir aufzunehmen. Ich habe mir also mal wieder neue Fans gemacht.

Nachdem ich fertig mit Trällern war, bin ich weitergelaufen. In dem Park gab es einen Berg, auf den ich gestiegen bin. Zum Glück war er aber deutlich kleiner als der letzte. Oben stand ein Denkmal für 邓小平 (Deng Xiaoping), der die Volksrepublik in den 80er und 90er Jahren faktisch regiert hat. Von dort aus hatte ich auch einen schönen Ausblick auf die Stadt.

Lange bin ich nicht dortgeblieben sondern habe mich recht schnell an den Abstieg Richtung Einkaufszentrum gemacht. Dort bin ich dann ins gleiche Restaurant wie gestern gegangen und das Essen war auch wieder sehr lecker. Dann bin ich noch ein wenig flaniert und habe mich etwas in den Läden umgesehen. Was die hier an Technik haben ist schon sehr beeindruckend; vor allem in Anbetracht des Preises.

Weiter ging es dann mit der Metro ans Wasser, wo ich etwas langgelaufen bin und schöne Fotos gemacht habe.

Nachdem ich am eigentlichen Touristenhotspot vorbei war, dachte ich eigentlich, dass es noch mehr zu sehen geben würde, da es auf der Karte so aussah. Allerdings war das dann nur noch ein Militärstützpunkt. Ich bin dann noch eine Weile zwischen diesem und der Hauptstraße gelaufen, bis ich ein Fahrrad für den Rest des Weges gefunden habe, welches ich mit dem Handy mieten konnte. Mit diesem bin ich dann zum Restaurant von Gestern Abend gefahren. Dort hatte ich auch wieder ein sehr leckeres Essen. Die Kellnerin hat sich etwas mit mir unterhalten. Dann ist sie aber abrupt weggegangen und hat mir etwas später einen Zettel hingelegt. Mit diesem fragte sie mich, ob wir Freunde sein können und ob ich sie auf WeChat hinzufügen könne. Da konnte ich natürlich nicht ablehnen 😀 Meistens wollen die Chines:innen aber überhaupt nichts schreiben, sondern nur nachverfolgen, was man so postet (was ich fast nie tue).

Weiter ging es zum letzten Punkt des Abends. Ich bin mit der Metro zum 世界之窗 (Window of the World) gefahren. Dies ist ein Themenpark, in dem viele Attraktionen aus aller Welt nachgebaut wurden. Besonders imposant ist dabei der Eifelturm. Es war sehr interessant anzusehen. Leider gab es keine Beschriftungen an den jeweiligen Bauten (man hätte sich am Eingang eine Karte mitnehmen müssen), sodass ich nicht immer wusste, was ich da vor mir hatte. Insgesamt ist das dort schon sehr cool. Man hätte aber etwas mehr Zeit mitbringen müssen, denn es gab sehr viel zu sehen. Da ich auch schon ganz schön erschöpft war, habe ich mir auch nicht alles angesehen. Unten im Eifelturm gab es dann auch noch Live-Musik von einer Band, die mutmaßlich aus Amerika oder Europa stammt. Die fand ich zwar ganz ok, der Gesang war aber nicht meins.

Erschöpft ging es mit der Metro zurück ins Hotel. Am Montag geht es nun früh für mich mit dem Zug weiter nach 广州 (Guangzhou). Diese Stadt ist nochmal etwas größer als Shenzhen und ungefähr 1,5 Stunden entfernt. Von dort werde ich mich dann das nächste Mal melden. Bis dahin!

Fazit

Abgesehen vom holprigen Start hatte ich eine sehr gute Zeit in Shenzhen und viel Spaß. Dafür dass ich aber eine technische Metropole erwartet habe, hat sich Shenzhen meinem Eindruck nach nicht sehr von anderen Städten in China unterschieden. Einzig allein könnte einem vielleicht auffallen, dass es kaum historische Stätten gibt. Es wäre für mich daher alles in Allem kein Must-See. Fürs Ankommen war es aber in Ordnung.